Aalfang
Auf der Suche nach den Anfängen der Besiedlung des heutigen Gemeindegebietes brauchen wir nur bis ins 18. Jhdt. zurückblicken. Der Name Alennfang ist sicherlich älter als die Streusiedlung und wurde erstmals 1627 genannt. Er bezog sich auf eine Wehre, auch „Wehr“ oder „Wührl“ genannt. Die Wehr war einer der seit dem 16. Jhdt. in der Gegend zahlreich angelegten künstlichen Teiche und diente der Fischzucht und dem Fang von Aalen. Der Wehrdamm ist noch heute großteils vorhanden und befindet sich unmittelbar nach dem Zusammenfluss von Romaubach und Braunaubach.
Den Ort Aalfang gibt es seit etwa 1714. Er gehört damit zu den Jüngsten des Waldviertels. Es handelte sich um eine Streusiedlung mit einfachen Blockhäusern, die als Waldhütten bezeichnet wurden und in den Grundbüchern als Kleinhäuser eingetragen waren. Aalfang dürfte zu diesem Zeitpunkt aus mindestens 3 Häusern bestanden haben.
1723 findet sich in einer Taufeintragung erstmals der Name Eilfang. In den Matrikenbüchern der Pfarre Schrems gibt es herunter Eylfang und herüber Eilfang.
Um 1725 werden 13 Häusel genannt, um 1740 bestanden etwa 24 Häuser, die aber nach Heidenreichstein zinspflichtig waren.
Bis 1759 war für die Aalfanger Siedler die Pfarre Heidenreichstein zuständig. In diesem Jahr wurde Unteraalfang mit den Hausnummern ab 30 nach Schrems zugeteilt, wohin auch Falkendorf gehörte. Bei Heidenreichstein verblieben sind – wie dies bis heute der Fall ist – die Oberaalfanger Häuser (damals mit den Nummern 1-29). 1784 wurden dann die 17 Unteraalfanger Häuser von Schrems in die neu gegründete Pfarre Langegg eingepfarrt. Zwischen 1783 und 1820 hatte der Ort stets eine Gesamthäuserzahl von 45 oder 46.
Franz Xaver Schweickhardt gibt 1841 die Einwohnerzahl von „Eilfang“ gemeinsam mit Wielandsberg an:
„133 Familien mit 292 Männern, 332 Frauen und 58 Schulkindern. Weiters zählt er 1 Pferd, 98 Ochsen, 75 Kühe, 120 Schweine.
Der Ort hat zwei Gastwirte, seine Bewohner sind Waldbauern und Kleinhäusler, die Böden von schlechter Ertragsfähigkeit bewirtschaften. Gebaut werden Korn, Hafer, Erdäpfel, Kraut und Rüben. Der Flachsbau ist beträchtlich, Leinen- und Baumwollweberei gibt es in fast jedem Hause.”
ie 1829 in der Gemeinde gegründete Glashütte lag am Waldrand, rechts des Romaubaches und war rund hundert Jahre für Aalfang von großer Bedeutung. Die Glasfabrik, zunächst Weichpolzhütte, später aber Kellnerhütte genannt, exportierte vor allem medizinische Gläser bis in die Türkei. Nach der Schließung 1914 wanderten die letzten Glasarbeiterfamilien nach Alt-Nagelberg und Köflach aus.
Am 12. April 1893 wurde die Raiffeisenkasse in Aalfang gegründet, Bgm. Gruber wurde zum Obmann bestellt. 1895 wurde eine Sanitätsgruppe, zuständig für die Gemeinden Aalfang mit Falkendorf, Langegg mit Kiensaß und Amaliendorf gegründet. Ein Gemeinde-haus für den jeweiligen Gemeindearzt wurde 1899 errichtet, es ist das Haus Nr. 77.
1900 war ein ereignisreiches Jahr, die Straße von Aalfang über Kiensaß nach Langegg wurde gebaut, die Straße über Falkendorf (Ringstraße) und die Straße von Amaliendorf über Wielandsberg bis zur Hauptstraße. Die Eisenbahn von Alt-Nagelberg nach Heidenreichstein wurde in Betrieb genommen. Der Bau der Station direkt bei der Glashütte schloss die Glaserzeugung über die Franz-Josefs-Bahn an das europäische Bahnnetz an und verbesserte die Verkehrsverhältnisse entscheidend. Ebenfalls 1900 wurde die BH Gmünd gegründet. Bis dahin gehörte Aalfang zur BH Waidhofen/Thaya.
Von Moritz Deutsch wurde eine Wirk- und Strickwarenfabrik im Haus Nr. 63 gegründet, die allerdings nach zwei Jahren Bestand nach Amaliendorf übersiedelte. Ebenfalls 1900 wurde das Postamt in Langegg gebaut und Aalfang dieser Poststelle zugewiesen. 1907 wurde der Gemeindeweg zur „Hütte“ angelegt und die Brücke über den Romaubach gebaut. In Hoheneich entstand ein Elektrizitätswerk, die Starkstromleitung wurde über Schrems, Langegg und Aalfang nach Heidenreichstein gebaut. Die Gemeinde Aalfang konnte sich nicht anschließen, da die Kosten zu hoch waren.
Erst ab 1907/1908 wurde die Schule in Aalfang gebaut und die Kinder aus Aalfang dort eingeschult. 174 Kinder besuchten die dreiklassige Schule im ersten Schuljahr. 41 Knaben und 33 Mädchen füllten allein die erste Klasse.
1925 hatte der Oberlehrer den ersten „Radio-Empfangsapparat“ in Aalfang. Die Schule wurde 1967/68 aufgrund der geringen Schülerzahlen stillgelegt.
1919 wurde im Haus Nr. 63 ein Gendarmerie-Postenkommando errichtet, das 1921 allerdings nach Langegg verlegt wurde. 1966 wurde die Bahnstation Aalfang aufgelassen.
Im Juni 1963 wurde die neu errichtete Straßenbeleuchtung (16 Lampen, davon 5 in Falkendorf) in Betrieb genommen. Die ersten Verhandlungen über eine Gemeindezusammenlegung zwischen Aalfang und Amaliendorf führten zu keinem Ergebnis. 1968 erfolgte schließlich die Zusammenlegung von Aalfang, Falkendorf und Amaliendorf zur Gemeinde Amaliendorf-Aalfang.
1993 wurde das Stationsgebäude von der Kulturinitiative „Unsere Gemeinde“ erworben und renoviert. Es wird bis jetzt vom Verein für verschiedene Veranstaltungen genützt.
Volksschule Aalfang um 1934
Sammlung Kulturinitiative Amaliendorf-Aalfang
Familie vor ihrem Haus in Oberaalfang um 1927
Sammlung Kulturinitiative Amaliendorf-Aalfang
Blick von Falkendorf über Aalfang nach Amaliendorf 1950
Sammlung Kulturinitiative Amaliendorf-Aalfang
Grundbucheintragung 1715
Eine der ersten Grundbucheintragungen aus „Allfang“ stammt aus dem Jahr 1715.
1723 spricht eine Taufeintragung erstmals von „Ailfang“, die Matrikenbücher der Pfarre Schrems nennen im November 1759 „herunter Eylfang“, bzw. „herüber Eilfang“. Die Schreibung „Eilfang“ war im 19. Jahrhundert noch lange Zeit gebräuchlich.
Räuberhauptmann Grasl
Um 1800 ging der Ort sogar in die Kriminalgeschichte ein. Der berühmte Räuberhauptmann Johann Georg Grasl trieb im Waldviertel sein Unwesen. Seine Geliebte, Salerl Eigner, kaufte um 130 Gulden, die von Grasl stammten, in Aalfang nahe Wielandsberg ein Haus.
Kriegerdenkmal
Am 18.8.1924 erfolgte die Errichtung und Einweihung des Kriegerdenkmales für die Gefallenen des 1. Weltkrieges vor der ehemaligen Volksschule in Aalfang.